Die Geschichte der Haslacher Feuerwehr

Die Geschichte der Haslacher Feuerwehr
Das Feuer ist so alt wie die Menschheit.
Und vor 100 Jahren wurde auch in Haslach die Notwendigkeit einer eigenen Feuerwehr erkannt. Was genau der Anlass zur Gründung der Feuerwehr in Haslach war, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Eine Rolle spielte sicherlich die enge Bebauung im Ortskern, wo ein Brand fatale Folgen gehabt hätte.
Am 24. April 1921 rief der Ortsführer Paulus Simmet alle wehrfähigen Männer und Burschen in die große Paulusstube und legte damit den Grundstein für eine eigene Feuerwehr, losgelöst von der Oswalder Wehr. Zum Vorstand wurde Paulus Simmet, an seiner Seite Johann Stockbauer als 1. Kommandant.
Gemeinsam zimmerte man sich aus Holz das erste Feuerwehr-Häusl in der Dorfmitte. Trotz zunehmender Inflation konnte 1922 die erste Handdruckspritze angeschafft und beim heutigen Glascontainer-Platz ein Löschweiher angelegt werden. Für die Zusammengehörigkeit und den Gemeinschaftssinn durfte eine Fahne nicht fehlen. Zahlreiche Spenden der Haslacher Bevölkerung machten 1924 die Anschaffung einer eigenen Fahne möglich, sie wurde 1926 feierlich geweiht.
Während des 2. Weltkriegs übernahmen die Haslacher Frauen den Brandschutz. Lange Zeit diente ein Traktor mit Anhänger als Einsatzfahrzeug.
Mit einer „Deutschen Einheitsspritze“, welche Kommandant Alois Denk in München organisierte, hielt 1946 die motorische Spritzenkraft Einzug. 20 Jahre später zählt dann eine gebrauchte Motorspritze TS 8/8 sowie ein Tragkraftspritzen-Anhänger zur bescheidenen Ausstattung. Erst 1979 durften die Haslacher Wehrler eine neue TS 8/8 ihr Eigen nennen, aber ein neues Löschfahrzeug ist immer noch in weiter Ferne. Damit man den Anschluss an eine gut ausgestattete Wehr nicht ganz verpasste, kaufte man aus eigener Tasche alte Fahrzeuge und baute diese in unzähligen Stunden in Eigenleitung zu Löschfahrzeugen um.

„Ein neues Fahrzeug für Haslach ist ein Gebot der Gerechtigkeit!“
Mit diesen Worten gab es für Vorstand Georg Klinger und Kommandant Paul Breit kein Halten mehr. Nachdem die Feuerwehren Höhenbrunn und Guglöd von der Gemeinde mit blitzneuen Fahrzeugen ausgestattet wurden, appellierten die beiden beim Gemeinderat mit unmissverständlichem Mahnen an die Gerechtigkeit. Ihr langer Atem hatte Erfolg. Und so wurde Anfang September 1992 das neue Tragkraftspritzenfahrzeug in einer feierlichen Zermonie an die FFW Haslach übergeben. An den Beschaffungskosten musste sie sich mit 10.000 DM beteiligen, viel Geld für eine so kleine Feuerwehr. Auch heute noch, mit knapp 30 Jahren fast schon ein Oldtimer, verrichtet das TSF immer noch treu und zuverlässig seinen Dienst.

Manchmal bedarf es „höherer Gewalt“ um Entscheidungen herbeizuführen. Mitte der Siebziger Jahre drängte der Grundstückbesitzer auf die Entfernung des ohnehin schon etwas baufälligen Gerätehäusl, was eine Missstimmung ins Dorf brachte. Über einen Neubau wurde nachgedacht, aber die Standortfrage war strittig. Die Entscheidungshilfe kam in Form eines jungen Burschen, welcher heimlich das Auto seines Bekannten ausprobierte, dabei krachte er in das alte, baufällige Feuerwehrhäusl und beschädigte es so erheblich, dass nichts mehr zu retten war. Dies war der Anstoß für einen Neubau. Noch vor der Zustimmung des Gemeinderats wurde unter der Regie von Vorstand Oswald Mies sen. und Kommandant Paul Denk mit den Arbeiten begonnen. Mit vereinten Kräften erfolgte die Fertigstellung 1977. Zahlreiche Baumaßnahmen in letzter brachten das Gerätehaus energetisch auf den neusten Stand. Im Sommer 2018 erfolgte der Spatenstich für einen Anbau, ein lang gehegter Wunsch, da im Gerätehaus nicht einmal Toiletten vorhanden waren.  Mit viel eigener Manpower entstand in knapp eineinhalb Jahren ein moderner, zweckmäßiger Schulungsraum für derzeit 29 Aktive unter Kommandant Gerhard Thamm.

Großbrand in Schönanger
Einen ihrer größten Einsätze in jüngster Vergangenheit war wohl der Großbrand am späten  Abend des 8. Juni 2022. Über 400 Feuerwehren waren beim Brand der Produktionshalle der Firma BL Lasertechnik vor Ort. Als die Alarmierung an die Haslacher Wehr rausging hatten einige Kameraden bereits die Erschütterungen durch die Explosionen und das darauffolgende Flammenmeer am Nachthimmel wahrgenommen. Mit einer Mannschaftsstärke 1/15 rückten die Haslacher aus und erreichten als eine der ersten Wehren den Bereitstellungsraum der Feuerwehr Schönanger. Dort erging der Befehl zur Wasserförderung. Der Aufbau erfolgte vom Wehrgraben des Sägewerks Segl zum Brandobjekt. Hierfür wurde die Kleine Ohe angestaut. In Michaels Segls Halle leistete unsere Tragkraftspritze TS 8/8 über fünf Stunden wertvolle Arbeit. Die 42 Jahre alte "Dame" förderte unter Volllast 240.000 Liter Wasser. Schätzungsweise pumpten die insgesamt sechs eingesetzten Pumpen 1,5 Mio. Liter Wasser. Ein Teil unserer Mannschaft unterstützte am B-Strahlrohr die Neuschönauer Kameraden von der Hauptstraße aus bei der Brandbekämpfung. Neben der Brandbekämpfung galt es einen Stickstofftank vor Überhitzung zu sichern um Schlimmeres zu verhindern. Gegen 5 Uhr früh endete der Einsatz und die Haslacher Wehrler konnten unversehrt einrücken.


Ein Festtag, der in Erinnerung bleiben wird.
100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Haslach gebührend gefeiert

Kaiserwetter und ein Festzug wie aus dem Bilderbuch sorgten am 20. Mai 2024 gleich zu Beginn des Festtags für strahlende Gesichter bei den Haslacher Feuerwehrlern. 19 Gastvereine, davon elf Freiwillige Feuerwehren aus dem Umkreis waren mit ihren Fahnenabordnungen zum Jubiläumsfest gekommen. Angeführt vom Musikverein Neuschönau und den Klingenbrunner Dorfblosn marschierten die knapp 400 Teilnehmer gemeinsam mit den Haslacher Wehrlern, deren Fahnenmutter Gabi Köhl und vielen Ehrengästen durchs feierlich geschmückte Haslach zum Feuerwehrhaus. Unter weiß-blauem Himmel zelebrierte dort Kaplan Dr. Florian Schwarz unter großer Teilnahme der Bevölkerung den Festgottdienst. Begrüßt wurde die Festgemeinde von Gabi Köhl, die nunmehr seit 10 Jahren als Fahnenmutter der Haslacher Feuerwehr dient. Im Rahmen des Gottesdienstes wurde ebenso der kurz vor Coronaausbruch fertiggestellte Mannschaftsraum feierlich gesegnet. Musikalisch umrahmte der Männerchor Sankt Oswald den Festgottesdienst. Im Anschluss zogen Vereine und Ehrengäste ins geschmückte Festzelt wo fürs leibliche Wohl bestens gesorgt war. Unter großem Applaus gratulierten die Festredner der Haslacher Feuerwehr zu ihrem Ehrentag. Die Glückwünsche waren voller Lob, Dank und Anerkennung für die Leistung, die diese kleine Dorffeuerwehr seit nunmehr 102 Jahren erbringt.
Kommandant Gerhard Thamm blickte in seiner Ansprache auf die vergangenen Jahre zurück, lobte seine Feuerwehr für das Geleistete mit den Worten: „Ich bin stolz Kommandant dieser Feuerwehr zu sein.“
Stürmischen Applaus erhielt Schirmherr Landrat Sebastian Gruber für seine humorvolle Rede sinngemäß: Wenn der Landrat der Schirmherr ist, dann lacht die Sonne vom Himmel. Er sprach den Feuerwehrlern seinen Respekt und seinen Dank aus. Er lobte den dörflichen Zusammenhalt und hob die Lebensqualität in Gemeinde und Landkreis hervor.
Ebenso lobende Wort fand auch Bürgermeister Andreas Waiblinger für seine Haslacher Feuerwehr. Er komme immer gerne nach Haslach, und am Schlagwort „Hosla aktiv“ könne man bestens erkennen, dass sich hier immer was rührt. Waiblinger versprach für die Helferfeier ein 50-Liter Fass Bier zu spendieren, und wenn`s nicht reichen sollte, auch mehr, was sofort mit großem Beifall quittiert wurde. Kreisbrandrat Norbert Süß überbrachte in seiner Rede die besten Wünsche der gesamten Inspektion. Im Rahmen des Jubiläums wurden für ihre über 60-jährige Mitgliedschaft Paul Denk, Herbert Eichinger, Georg Klinger, Johann Ranzinger, Hans Stockbauer, Karl Wiesmann sowie Ehrenvorstand Christian Wiesmann geehrt.
Für beste Stimmung im vollbesetzten Festzelt sorgten die zünftigen Klingenbrunner Dorfblosn. Bei bayrischer Blasmusik, Oldies, Schlager und Rock`n Roll wurde bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert. Wir wissen nicht was die Gründungsväter 1921 dazu bewogen hat, in Haslach eine eigene Feuerwehr zu gründen, aber eines ist gewiss, Haslach kann mit Fug und Recht stolz sein auf seine kleine Dorffeuerwehr.

Eine Ära geht zu Ende.  Kommandant Thamm scheidet altersbedingt aus dem aktiven Dienst aus.
22.05.2024
Nach 22 Jahren in der Verantwortung bei der Haslacher Feuerwehr geht mit Gerhard Thamm eine Ära zu Ende. Altersbedingt scheidet Kommandant Thamm aus dem aktiven Dienst aus. Die Ära Thamm begann 1996, als sich der damals 37-Jährige bereit erklärte als 2. Kommandant bei der Feuerwehr Haslach zu fungieren. Im März 2002 wurde er von den aktiven Feuerwehrlern als Nachfolger von Paul Breit zum 1. Kommandanten gewählt. Mit ihm kamen die damals neuen, mittlerweile veralteten Schutzanzüge „Bayern 2000“ nach Haslach. Überhaupt musste er oft miterleben, wie enttäuschend es sein kann, wenn man beispielsweise das Gerätehaus auf den neuesten Stand bringen möchte, aber wegen fehlender Finanzmittel seitens der Kommune Pläne nicht verwirklicht werden konnten. Trotzdem gab sich Thamm mit der vorhandenen Ausrüstung zufrieden. Stets betonte er die Wichtigkeit gerade auch von solch kleinen Feuerwehren wie die Haslacher. Damit seine Aktiven immer fit waren, legte er großen Wert auf Leistungsprüfungen.  Und wenn auch der Rücken mal schmerzte, trainierte er seine Männer auch mal vom Stuhl aus.
Durch seine Tätigkeit beim Bundesgrenzschutz und später bei der Bundespolizei war er immer am Puls der Zeit und durch seine Weitsicht profitierte auch seine Feuerwehr. Bereits 2003 absolvierte er mit seinen Männern eine Übung mit einer Wärmebildkamera zur Personensuche. Und als wasserfördernde Feuerwehr ließ er immer wieder Löschübungen unter Zuhilfenahme von Traktor und Jauchefass trainieren. Sicherlich war in fast 30 Jahren Dienst nicht immer alles einfach, vor allem weil die Haslacher schon ein spezielles Volk sind. Aber mit seiner Geduld und seiner rhetorischen Begabung hielt er die Feuerwehr zusammen und machte sie zukunftstauglich. Für seine Zukunft wünschen ihm seine Wehrler alles Gute. Durch seine Tätigkeit als Schiedsrichter bleibt er dem Feuerwehrverband auch weiterhin erhalten und wird das eine oder andere Mal auch die Leistungsprüfung seiner ehemaligen Feuerwehr abnehmen. Was den Haslacher Wehrlern künftig fehlen wird, sind Kommandant Thamms gewaltige und unverwechselbare Kommandos, aber seine Stimme wird in Haslach noch lange nachhallen.